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hier schreibt ein einfacher Berliner Basketball-Fan

Saisonfazit: NBBL Alba Berlin

Jetzt ein richtig aktueller Artikel! 😉 Aber bevor er jetzt auf ewig im Entwurf Stapel landet, kommt er halt in die Öffentlichkeit.

Nachdem Alba in den letzten drei Jahren jeweils im Finale der NBBL war, haben sie sich in diesem Jahr schon im Viertelfinale verabschiedet. Aber trotzdem kann man nicht wirklich sagen das diese Saison wirklich schlecht war.

Diese Saison war die erste Saison nach Henrik Rödl, aber vor allem auch der Anfang von einem Umbruch.  Viele wichtige Spielerabgänge wie Niels Giffey, Konstantin Klein, Steven Monse oder Malte Ziegenhagen mussten verkraftet werden, ohne das wirklich viele neue junge Spieler aus der eigenen Jugend dazu kamen. So holte sich Alba vor der Saison mit Jonas Schmidt von IBBA und Jonathan Can Kleiner (aus der Türkei) zwei 1992er Kräfte von „außerhalb“.  Mit diesem Kader war für mich zu Saisonbeginn mehr als Viertelfinale kaum realistisch. Als man dann im Januar noch Niko Schumann von IBBA holte, konnte man vielleicht an mehr glauben, weil mit ihm einige Schwächen behoben wurden (nur ein echter PG, Dreiergefahr), aber Favorit auf einem Platz im Top4 waren sie sicher trotzdem nicht.

Die Saison begann für Alba mit einer Heimniederlage gegen Braunschweig und einer Niederlage in Bramfeld. Ein denkbar schlechter Auftakt. Dann folgten allerdings 7 Siege in Folge. Unter anderem schlug man auch zweimal den späteren Gruppensieger Jena und man gewann auch in Braunschweig (in Bestbesetzung!) und dies ohne Joey Ney, Jonas Schmidt und Jonathan Can-Kleiner. Da war auf einmal Platz 1 in der Gruppe aus eigener Kraft möglich und damit hätte man dem Nord Favoriten (Paderborn) im Viertelfinale ausweichen können. Doch dann kam das Derby gegen IBBA. Diese Niederlage sorgte am Ende dafür das man „nur“ Zweiter im Nordosten wurde.

In den Playoffs spielte man im Achtelfinale gegen Bremerhaven. Dort kam Alba erstaunlich locker durch und dies trotz erheblichen Reisestrapazen bei Spiel 2, wo viele wichtige Spieler von ganz weit unten im Süden (ProB Spiel in Schwenningen), in kaum mehr als 12 Stunden, nach Bremerhaven mussten. Danach kam es zum Duell gegen Paderborn. In Spiel 1 hatte Alba wohl viel Wurfpech und in Spiel 2 hatte Paderborn nicht gerade einen „überragenden Tag“. Im Endspiel um das Top 4, setze sich Paderborn dann leider recht deutlich durch.

Einzelne Spieler:
Sebastian Fülle 1.92m (geb. 1992, 20 Pkt. 5,5 Reb., 1,7 Ass, 2 St, 3TO, 90% Freiwurfquote!)
Der überragende Spieler in der Saison für Alba. Er ist ein Spieler der den Ball in der Hand braucht. Er wird kein Lütcke oder Ziegenhagen, der in einem Angriff 20 Sekunden auf den Ball wartet und dann eiskalt von der Dreierlinie verwandelt. Nein er will den Ball im Angriff gerne öfters in Hand haben (Verantwortung übernehmen) und macht für mich dann auch die besten Spiele. Es ist schade, dass er bei Alba nicht zum reinen PG entwickelt wird/wurde. Ich finde immer noch, dass dies seine Position wäre und er da auch in seiner Karriere deutlich weiterkommen würde. Defensiv ist er im 1 gegen 1 sehr stark. Crunchtime Spieler!
Zukunft (nur für 92er): Sollte er im nächsten Jahr bei Alba2 spielen, muss man ihm auch dort den Durchbruch zutrauen. Vor allem scheint er den nötigen Biss und Willen zu haben. Deswegen ist er für mich der Spieler im Kader, der es am ehesten in die BBL schaffen kann. Und sollte Alba1 zu einem 10er Profikader zukehren, dann könnte es für beide Seiten durchaus sinnvoll sein, einen Fülle in 2 Jahren auf Position 10/11 im Alba Kader zu haben. Das für beide Seiten sinnvoll, kann ich mir eigentlich nur bei ihm im diesjährigen Alba NBBL Kader vorstellen. Er kann aber ohne Probleme auch schon in einem ProA Team als guter Bankspieler in der nächsten Saison auftauchen.

Joey Ney 1.98m (1992; 11P, 6,5R, 2,7 A, 2St, 2,5 TO):
Der Allrounder im Team. Kann den Ball mal bringen oder muss häufiger (fast schon regelmäßig in der NBBL) auch mal unter dem Korb agieren. Das ist eine schöne breite Ausbildung, allerdings ist das vielleicht auch ein Problem. Die Ausbildung ist so breit, dass er nie so wirklich auf seiner eigentlichen Position (SG/SF) spielt. Sein Wurf von Außen war nur in einer kurzen Saisonphase vorhanden. Sein Zug zum Korb, der mir im letzten Jahr noch gut gefallen, war eher selten zu sehen. Körperlich stärkere Gegner kann er defensiv gut halten, aber gegen flinke Typen fehlt dann etwas der Speed. Übernahm in wichtigen Spiel n Verantwortung.
Zukunft: Man merkt ihm schon noch etwas an, dass er ein später 92er (Dezember) ist. Perfekt wäre jetzt noch ein Jahr NBBL wo er das Team führen kann. Aber da das nicht geht, sollte er ganz klar noch höchsten ProB spielen und Spielzeit sammeln. Allerdings würde ich ihm empfehlen dies bei einem Klub zu machen, wo er eher nicht mehr auf der PF Positionen spielen muss. Ob da Alba2 der richtige Klub ist? Überangebot an großen Leuten gibt es da selten. BBL ist für Ney in der Zukunft sicher möglich, aber sicher bin ich mir bei ihm da nicht.

Jonas Schmidt 1.99m (1992; 13P, 5R, 1St, 2,TO):
Grundsolider Spieler ohne mir besonders aufzufallen. Immer mal wieder mit kleineren Verletzungen.
Zukunft: Rollenspieler in den Weiten „der jungen Liga“. Mehr kann ich mir nicht vorstellen.

Erik Müller 2.00m (1992; 10P, 6R, 1,5A, 2ST, 2TO):
Eigentlich ein SF (bestenfalls noch PF)  der bei Alba die ganze Saison auf der 5 spielen musste. Als Center konnte er defensiv gut gegen große Leute bestehen und hatte halt auch große Geschwindigkeitsvorteile, die er Offensiv auch nutzen konnte. Trotzdem war es keine wirklich gute Saison für ihn. Er brauchte recht lange um von einer Verletzung im Sommer zurückzukommen und hatte die ganze Saison lang gar keinen Wurf von Außen (8% in der Hauptrunde).
Zukunft: Er hat irgendwas was mir gefällt an ihm, aber er muss erstens schnell den Durchbruch schaffen in der ProB  und zweitens auf seiner echten Position spielen. Sonst wird aus dem Talent Erik Müller kein BB Spieler, der damit Geld verdient.

Niko Schumann 1.78m (1992; bei Alba 8,5P, 2,5R, 1A, 1ST 1TO):
Er war wichtig für das Team, weil er einen Wurf von Außen hat. Defensiv kann er sehr bissig sein. Wenn man ihn aber richtig unter Druck setzt, wie z.B. IBBA im Derby, kann man ihn schon in Bedrängnis bringen. Hauptproblem ist seine Größe. Er ist verdammt klein für einen Basketballspieler und hat jetzt aber nicht wirklich dieses verdammt große Talent, um das auszugleichen.
Zukunft: Wenn er dran bleibt kann aus ihm vielleicht sogar ein ProA Spieler werden. Aber er braucht dann viel Durchhaltevermögen.

Josip Peric 1.81m (1993; 5,5P, 4,5R, 4,5A, 2ST, 2,5TO):
Der nächste „Zwerg“. Er ist etwas größer als Niko Schumann und trotzdem ist das auch eines seiner großen Probleme. Mit so einer Größe bist du in der Defense immer ein Problem, selbst in der NBBL schon. Das andere große Problem ist sein Wurf. 10% Dreier, unter 40% Freiwurfquote und eine gefühlte Korblegerquote von höchstens 50% zeigen, dass es da dramatische Probleme gibt. Allerdings gibt es da etwas Licht am Ende des Tunnels. Seit dem NIJT in Belgrad geht es in dem Punkt etwas bergauf bei ihm. Da muss irgendein kleiner Knoten geplatzt sein. Seine Stärke ist ganz klar der Pass und seine Kreativtät. Da sind schon richtige Zuckerpässe möglich, wobei auch da manchmal der weniger spektakuläre Pass besser wäre.

David Herwig 1.95m (1993; 4P, 2,5R, 1TO):
Klassischer Rollenspieler. Kommt von der Bank und übernimmt seinen Job offensiv wie defensiv. Nicht mehr und nicht weniger.  Man darf gespannt sein, ob er im nächsten Jahr, mangels Alternativen, einen großen Sprung macht und auch eine größere Rolle übernehmen kann.

Jean Louis Marley 1.87m (1994; 5P, 2R, 1A, 1TO):
Der einzige Vize JBBL Meister vom letzten Jahr, der den Sprung in das NBBL Team wirklich geschafft hat. Vor allem durch sein Wurf fiel er positiv auf. Er hatte auch keine Angst vor irgendwelchen Würfen. Wird im nächsten Jahr mit Sicherheit deutlich mehr spielen. Wenn er aber mal Profi Basketballer werden soll, müsste er für mich als PG spielen. Das durfte er aber bei Alba bisher nicht.

Ausblick:
Der Umbruch der in dieser Saison begonnen hat, wird im nächsten Jahr vollendet. Sechs Spieler des Jahrganges 92 verlassen das Team und es kommt verdammt wenig nach aus den eigenen Reihen (wenig  93 und fast keine 94er). Sollte Alba nicht massiv sich mit neuen Kräften verstärken, werden sie in Berlin sicher nicht mehr die Nummer 1 sein. Und je nachdem wie ihre Gruppe aussieht, könnte es dann sogar einen Kampf um die Playoffs geben, mit offenem Ausgang.  Allerdings ist auch einiges im Fluss. Immerhin ist der NBBL Coach von IBBA im nächsten Jahr dort nicht mehr Trainer…

2 Antworten zu “Saisonfazit: NBBL Alba Berlin

  1. Roy 1. Juni 2011 um 22:54

    Schöne Zusammenfassung.
    Ein paar Ergänzungen / Meinungen:
    – Das Team hatte durchaus das Potenzial für Platz 1 im Nordosten und hat sich das ein wenig selbst versaut. Hätte, wäre, wenn … GEGEN Paderborn kann man gewinnen (hat man ja gesehen), aber IN Paderborn, vor über 600 Zuschauern, ist es sehr sehr schwer. Wenn man die Leistungen beim Top4 im NBBL-Bereich gesehen hat, hätte es das Alba-Team dort sehr schwer gehabt. So dicht, wie Alba mal an der absoluten deutschen Spitze dran war, war das aktuelle Team leider nicht. Und leider machen jetzt auch keine Unmengen an 94ern und 95ern Druck von unten.
    – Bei Erik Müller sind bei mir eher ein paar herausragende Spiele (VF Bremerhaven z.B.) haften geblieben. Ich mag halt diese bewegliche, clevere Spielweise. Physisch sieht er wriklich nicht gerade beeindruckend aus, hat dafür allerdings erstaunlich gut „echte“ Center vor sich gehalten. Gute Fussarbeit!
    – Zustimmung zu Fülle. Bloß die Frage nach dem Durchbruch in der ProB stellt sich eigentlich nicht, der gehörte doch zum Ende schon zu den Leistungsträgern im ProB-Team.
    – Bei J. Ney hätte ich einen größeren Leistungssprung gegenüber der Vorsaison erwartet / erhofft. Kommt vor in der Jugend, daß es mal eine Saison etwas stockt, hat vielleicht auch ein wenig mit der „Suche nach der richtigen Position“ zu tun … So allgemein könnte es Schlimmeres geben, als Leistungsträger bei Albas NBBL-Team zu sein.

    • af4e 2. Juni 2011 um 09:33

      @Fülle
      „Durchbruch“ ist da vermutlich das nicht so passende Wort. Ich sage mal so, er könnte in der nächsten Saison der Topspieler auf der Position 1/2 bei Alba werden. Nicht mehr einer von vier oder fünf Spielern auf seinen Positionen. Halt so ein wenig den Sprung nach Vorne, den er in diesem Jahr auch in der NBBL gemacht hat. Vom guten Rollenspieler zum Topspieler.

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